Mein französischer Zimmerkollege hat leise, aber fast durchgängig geschnarcht. Der Hahn kräht, bevor sich mein Wecker um 6:30 Uhr meldet. Vor dem Frühstück ist alles gepackt. Mein Stift gibt seinen Geist auf, Otmar borgt mir seinen und so bekommt das Tagebuch den Morgeneintrag. Dann ist Warten auf das Frühstück angesagt. Der Pensionswirt ist auch Bauer und erzählt begeistert von den neuen Landmaschinen, die er sich dieses Jahr geleistet hat. Dann ist Aufbruchstimmung. Ich gehe vor den beiden Südtirolern los. Nun weiß ich auch, dass sie Otmar und Helmut heißen. Irgendwann holen die beiden mich ein und wir schmieden Pläne für den Tag. Nur bis Deba wollen wir nicht gehen, aber die anschließende Etappe ist lang. Gestern hatten wir uns schon überlegt die lange Etappe zu gehen. Jetzt beschließen wir, später zu entscheiden.
In Itziar decken wir uns in einem winzigen Supermercado mit Proviant ein und machen Picknick auf einer Bank neben der Kirche. Der Weg ist schön, das Wetter genau richtig zum Wandern. Der vom Wetterbericht gestern versprochene Regen bleibt aus. Kurz vor Deba unterhalte ich mich mit Werner. Er kommt den Weg mit ziemlichem Tempo herangestürmt, hält an, als er mich erkennt. Am Korb mit den Cidre Flaschen, den ich links habe liegen lassen, hat er länger Pause gemacht und den köstlichen Trank verkostet. Er bittet mich, ihm Fotos zu schicken, denn er hat seinen Apparat im Auto am Flughafen daheim vergessen. Also landet seine Adresse in meinem Büchlein. In Deba gehen wir alle vier zusammen ins Touristenbüro, um die Übernachtungsmöglichkeiten zu checken. Werner entscheidet sich hierzubleiben. Wir anderen entschließen uns, die sieben Stunden und zehn Minuten, die der Pilgerführer angibt, noch heute zu gehen. Es ist ja erst 12:30 Uhr.
Es geht immer bergauf und bergab. Der höchste Punkt für heute liegt bei 500 Metern. Von wegen „Küstenweg“. Die beiden Südtiroler haben einen forschen Schritt, bergauf und bergab immer das gleiche Tempo. Ich hechele hinterher, bin bergauf viel langsamer als die beiden und bergab schneller. Puste für Gespräche habe ich nicht. Dafür ist mein Geschnaufe sicher 10 Meilen weit zu hören.
In Markina-Xemein angekommen, stehen wir kurz nach 20:00 Uhr vor einem Hinweisschild für eine private Herberge. Eine Spanierin, die ihren Hund sucht, telefoniert für uns und erspart uns die letzten Meter und vor allem die Suche nach der Herberge in der kleinen Stadt: Die Hospitalera holt uns ab. Mein Stepcounter bleibt auf 40,1 Kilometern stehen. Helmuts Höhenmesser gibt noch eine Zahl mehr hinzu. 1.400 Höhenmeter sind wir heute hinauf und hinunter gestiegen. Ein gemütlicher Tag war das nicht, aber wir sind stolz auf unsere körperliche Leistung. Der Hospitalero kocht für uns und noch vier weitere Pilger aus Frankreich. Beim Abendessen lassen wir uns nicht zweimal bitten einen Nachschlag zu nehmen. Helmut und Ottmar geben nach dem Abendessen einige Geschichten aus ihrer gemeinsamen Zeit bei den Gebirgsjägern zum Besten. Da haben sie auch den bergauf und bergab gleichmäßigen Schritt gelernt. Früh geht es zu Bett.
Ein Esel auf der Weide
Karte meines dritten Pilgertages auf dem Camino del Norte von Askizu, Hostal Agote Haundi nach Markina-Xemein, Casa Rural Intxauspe