Heute macht die Sonne Urlaub, die Berge sind verhangen, es regnet stark. Den Rucksack verpacke ich regenfest und gehe erst einmal zum Frühstück. Cordula Rabe will mich heute 32 Kilometer bis Bilbao schicken, doch da ich einen Tag voraus bin, werde ich wohl eine kleinere Etappe einlegen und Bilbao für morgen aufheben. Doch ein Plan ist nur ein Plan. Wir warten bis Viertel vor neun, bis der Regen eine Pause einlegt. Der Gesprächsstoff geht uns nicht aus. Otmar hat den weit aus größten Gesprächsanteil. Heute morgen sind einige Episoden aus dem Zusammenleben mit seiner Frau dran. Die Zeit vergeht schnell und auch der Nachschub an Café con leche ist gesichert.
Wohl verpackt in Regenhose und Regenjacke und den Schirm in der Hand, brechen wir dann auf. Bald haben wir Übung darin, die Regensachen an- und wieder auszuziehen. Der Weg ist eine rutschige Angelegenheit. Gegen Mittag finden wir schöne, überdachte Bänke vor einer Kirche. Leider ist das Gittertor zwischen uns und dem trockenen Picknickplatz verschlossen. Helmut erweist sich als guter Kletterer und zeigt uns, wie wir zu den trockenen Bänken kommen.
Das Wetter wird am Nachmittag freundlicher, nur selten ein wenig Regen. Eine Pause mit einem Café con leche ist vor dem letzten Hügel vor Bilbao fällig, bevor es hinunter in die große Stadt geht. Nette Menschen weisen uns immer wieder den richtigen Weg.
Der Weg führt uns durch die ärmsten Viertel von Bilbao. Wir werden von Passanten gewarnt auf unsere Wertsachen zu achten. Hier ist wohl Taschendiebstahl stark vertreten. Viel Polizei ist mit Fußpatrouillen präsent. Schließlich stehen wir vor einer Herberge, die aber, soll ich sagen „Gott sei Dank“, geschlossen ist. Ein netter Spanier zeigt uns den Weg zu der Herberge, die wir eigentlich gesucht haben. Nur, die gelben Pfeile wiesen halt zu der ersten Unterkunft, die wohl eher eine Notherberge ist. Nach 35,7 Kilometern sind wir angekommen und es waren, wie Helmut ermittelt, 1.070 Höhenmeter Auf- und Abstieg. Das war also mein Plan von einem ruhigen, kurzen Tag!
Wir haben keine Lust mehr, zum Abendessen in die Stadt zu gehen, kochen uns Tee in der Küche der Herberge, erleichtern unsere Picknickbeutel und erzählen uns etwas aus unserem Leben. Ottmar hat lange Jahre auf einer großen Obstplantage gearbeitet und will mir beibringen das Kerngehäuse meiner Äpfel mit zu essen.
Morgen wollen die beiden noch einmal nach Bilbao hinein. Ich habe keine Lust auf Stadt und so werden wir uns trennen.