Die Nacht kann man ruhig als schlecht bezeichnen. Einmal schreckt mich ein Alptraum auf. Doch da es erst um 8:00 Uhr Frühstück gibt, ist die Nacht lang und ich bin trotzdem ausgeschlafen. Mit dem Frühstück wird es nichts. Kurz nach acht geben die drei Spanier auf, ich ein paar Minuten später. Das bisschen Wasser und etwas Brot muss reichen. Die nächste Bar ist laut Pilgerführer vier Stunden entfernt.
Mal ist es nur feucht durch den Nebel, mal lohnt der Regenschirm. Ein Deutscher überholt mich im Sturmschritt. Ich hole Kate und Tim kurz vor dem ersten Ort, in dem es ein Café gibt, ein. Dort sind die drei Spanier im Aufbruch und der schnelle Deutsche hat noch sein Boccadillo vor sich. Der erste Kaffee des Tages um Viertel vor zwölf tut gut. Im nächsten Ort fehlt mir die Ruhe, das beste Café auszusuchen, also ziehe ich ohne Kaffee weiter. Meinen Zielort Mondoñedo erreiche ich schon um Viertel vor vier. Erst nach dem dritten Anlauf finde ich die Polizei, bei der ich mich anmelden soll. Keiner da! Aber eine Telefonnummer hängt an der Tür. Also ist spanisch zu telefonieren nötig. Ich kann mein Anliegen gut genug vortragen, schon bald kommt ein Polizeiauto. Gegen Hinterlegung des Pilgerpasses erhalte ich den Schlüssel der Herberge und den Weg dorthin erklärt man mir auch noch. Das Pflichtprogramm fällt knapp aus. Ich habe Angst, dass heute nichts trocknet.
Derzeit bin ich noch mit einem anderen Deutschen in meinem Alter allein in der Herberge. Dann kaufe ich für das morgige Picknick und das Frühstück ein. Im Sturmschritt eile ich zur Kirche, denn es soll um 17:00 Uhr eine Führung geben. Die ist leider nur auf Spanisch, also verzichte ich. Auf einer Kirchenbank ganz an der Seite finde ich Ruhe. Der neblige und regnerische Tag hat auf mein Gemüt gedrückt. Gut, dass ich hier einen anderen Pilger getroffen habe. Zusammen gehen wir zum Abendessen. Es ist auch nicht sein erster Camino. Er hat Probleme mit seinen Füßen und überlegt, morgen einen Ruhetag einzulegen. Pilger haben sich immer etwas zu erzählen, auch wenn sie sich gerade erst kennengelernt haben und wahrscheinlich nie wiedersehen werden. Von Heinz erfahre ich einiges über die Vía de la Plata. Er ist sie letzten Sommer bei totaler Hitze gegangen. Die Einheimischen haben ihn für verrückt erklärt. Er startete im Bereich der Extemadura morgens teilweise mit fünf Litern Wasser.
Als wir zurück zur Herberge kommen, ist ein Pärchen aus Deutschland auch da. Sie ziehen in den Saal ein Stockwerk höher, sodass wir in unserem Saal zu zweit bleiben. Der Tacho bleibt auf 44.572 Schritten stehen. Bis Santiago sind es noch 161,6 Kilometer.