Nach einem guten Frühstück für drei Euro breche ich um 8:45 Uhr auf. Der Weg ist abwechslungsreich und es geht fast immer über Feldwege. Ein paar Tropfen Regen machen nichts aus, meist scheint die Sonne. Doch es ist wieder recht kalt. An einer Bar überlege ich, ob ich einkehren oder weitergehen soll. Ich kehre dann doch ein und es wird mir empfohlen etwas Obst mitzunehmen, denn die nächste Bar wartet erst in 15 Kilometern. Doch ich habe noch drei Nektarinen von gestern im Rucksack. So bleibt es bei einem Café solo und einem Wasser. Ein kleiner Wortwechsel mit einem deutschen Ehepaar rundet die Pause ab. Heute bin ich etwas schneller als sonst, denn ich überhole einige Pilger. Immer gibt es einen kleinen Austausch. An einem Wegkreuz hundert Meter querab vom Weg mache ich Rast und vertilge meine Nektarinen. Dann wird der Blick frei aufs Meer und die Häuser von Cee tauchen auf. Dort verliere ich die gelben Pfeile, aber nette Menschen schicken mich zurück auf den Camino. In einer Bar raste ich und stärke mich für die letzten 14 Kilometer bis Fisterra. Auch einen Blick auf die Uhr gönne ich mir: 14:08 Uhr.
Auf dem weiteren Weg geht es manchmal an der Straße entlang, meistens aber über schöne Feldwege. Als ich auf den zwei Kilometer langen Sandstrand vor Fisterra einschwenke, tauchen meine portugiesischen Pilgerfreunde auf. Ein fröhliches „¡Hola!“ klingt über den Strand. Dann ziehen wir alle unsere Schuhe aus und laufen durchs kalte Wasser diesen schönen Strand entlang. Zum Glück gibt es an dem anderen Ende eine Bar, wo wir die Füße trocknen lassen können. Den letzten Kilometer bis Fisterra laufe ich in Crocs, die Wanderschuhe in der Hand. Jetzt merke ich erst, wie schwer diese sind. In der Herberge erhalte ich meine Urkunde, dann finde ich auf Anhieb das Hotel, in dem ich auch 2009 schon so gut übernachtet habe.
Mein nächster Plan klappt nicht. Der Supermarkt ist geschlossen, also wird es nichts mit einem ausgiebigen Abendessen an den Felsen unterhalb des Leuchtturms. Immerhin hat eine Bäckerei geöffnet und ich erstehe Brot, Limonade und Chips. Dann mache ich mich auf den Weg. Ohne Gepäck gehen sich die drei Kilometer leicht. Ich bin rechtzeitig da und das Wetter wartet mit klarem Sonnenschein auf. Der Sonnenuntergang wird wohl erster Klasse werden.
Am Felsen treffe ich meine portugiesischen und spanischen Pilgerfreunde wieder. Sie haben eine offenen Supermarkt gefunden und teilen ihre Schätze mit mir. Die Sonne versinkt hinter einer breiten Wolkenwand. Es wird kalt und wir brechen auf. Die drei Kilometer zurück nach Fisterra im Dunkeln sind manchmal wegen der Autos recht abenteuerlich. An einer Kirche sehen wir ein Gründonnerstagsspiel.An einem großen Feuer sind viele verkleidete Personen dabei Szenen darzustellen. Wir verweilen nicht, so dass sich uns die Darstellung nicht erschließt.
Die Sonne und mein Fotoapparat zaubern faszinierende Farben auf die Felsen.
Zurück im Ort machen wir Stopp in einer sehr urigen Bar. Ich verabschiede mich bald von meinen Pilgerfreunden, sie tagen – wie mir Marco am nächsten Tag berichtet – noch bis nachts um 2:00 Uhr. Die Mitwirkenden des Spieles an der Kirche sehe ich dann noch in einer Prozession durch Fisterra ziehen.