Für heute Vormittag steht nur Frühstück und Mittagsmesse auf dem Programm. Also lasse ich mir morgens sehr viel Zeit. Auf dem Weg zu Café Jacobus treffe ich eine Pilgerin, mit der ich schon gestern ein paar Worte gewechselt habe. Ich lade sie zum Café ein. Sie erzählt von ihrem Camino, dem hier durch Spanien und den durch ihr Leben. Gemeinsam gehen wir zur Kathedrale und an der Jacobsstatue und dem silbernen Sarkophag vorbei. Dann suche ich mir einen Platz in der Kirche. Jetzt um 10:45 Uhr füllt sie sich schon langsam für die Mittagsmesse. Heute hängt der große Weihrauchkessel, der Botafumeiro am Seil. Er wird noch vor der Messe durch das Querschiff geschwengt. Weihrauchduft erfüllt die Kirche. Ein Schrein wird durch die Kirche getragen. Zur Messe singt ein Chor. Es ist ganz viel Musik in dieser Messe.
Nach der Messe treffe ich Eva noch in der Kirche. Sie zündet noch eine Reihe Diodenkerzen an.
Es ist warm genug um draußen im Freien den Abschiedslunch einzunehmen. Wir teilen uns redlich und christlich unsere Tapas. Pünktlich sind wir am Flughafenbus, den Weg haben wir auf Anhieb gefunden. Auf der Busfahrt zum Flughafen kommen schöne Erinnerungen an meinen Camino Francés hoch. Das Flughafengebäude ist brandneu. Wir sind so pünktlich da, dass es noch keine Schlangen gibt. Zum Abschluss genehmigen wir uns einen Café in der Cafeteria. Eva erzählt, dass einer ihrer Brüder in Berlin lebt. So kommen meine Gedanken zurück auf die Frage mit der ich auf den Camino gestartet bin: was sind meine Erinnerungen an meine Kindheit, was hat mich wie in der Kindheit geprägt? Ich lasse die Frage nicht zu. Ich bin, wie ich bin und es reicht, wenn ich entdecke wie ich heute bin und wie ich mich heute verändere.
Der Flug nach Mallorca ist ruhig. Mein Platz ist zwar besetzt, doch ein anderer ist frei. Mit Eva trinke ich am Flughafen noch ein Abschiedscervessa. Auf dem Flug lasse ich den Camino noch einmal an mir vorbeiziehen. In Köln kommt mein Rucksack wohlbehalten vom Band und ich schließe Katharina in die Arme.