Ich habe noch die beiden Nachrichten von Lorie und Lijgien im Gepäck, also mache ich mich heute Morgen als Erstes auf zum Bus nach Santiago. Nein, Ingo sehe ich nicht. Dafür kommt der nette Kanadier von gestern Abend noch einmal aus dem Bus geklettert und erklärt mir den Weg zu dem anderen billigeren und besseren Hostal. Ich gehe also meine Sachen packen und verhandle mit dem Wirt, dass ich jetzt schon weg will und auch nur eine Nacht bezahlen werde. Im anderen Hostal mache ich wieder zwei Nächte klar, denn der Sonnenuntergang am Kap war gestern so schön, dass ich den gerne noch zweimal erleben möchte.
Heute ist es etwas bedeckt, ich kaufe also Picknick ein und gehe zum Strand, den ich gestern so eilig passiert habe. Erst mache ich Picknick in einer kleinen Bucht, in der ich ganz alleine bin, dann, am zwei Kilometer langen Strand, ist doch eine Handvoll Menschen. Ich ziehe die Schuhe aus und laufe die zwei Kilometer im Wasser hin und wieder zurück. Dann sind die Füße von den letzten 900 Kilometern gereinigt, müde und durchgeweicht. Es folgt eine ausgiebige Mittagspause. Es geht mir schon wieder einfach nur gut.
Auf dem Rückweg in den Ort erkunde ich den Weg nach Muxía, wohin ich übermorgen laufen werde. Dann fällt mir ein, dass ich gestern vergessen habe, die Urkunde abzuholen, die man auch hier bekommen kann. Also ins Hostal, den Pilgerpass holen und zur Herberge, die Urkunde ergattern. Jetzt begehe ich den Tag, wie ich es von den Spaniern gelernt habe, mit einer Siesta am Mittag. Am frühen Nachmittag mache ich mich dann wieder auf zum Leuchtturm, diesmal aber mit einem ausgiebigen Abendessen in meinem Beutel. Der Sonnenuntergang im leichten Dunst wirkt ganz anders als gestern, doch der Dunst verschwindet im Laufe des Abends fast ganz und ich kann den Mond auf der anderen Seite des Kaps aufgehen sehen. Die 3,5 Kilometer hin und wieder zurück haben sich gelohnt.