Auch wenn es nach wie vor ab meiner Haustür über 2.000 Kilometer bis Santiago sind (ich werde nur den müden Rest von 800 Kilometern gehen und dann vielleicht den Schlenker von hundert Kilometern nach Fisterra und Muxía dranhängen), so habe ich doch heute im Wäldchen bei Donrath gemerkt: Mental bin ich schon losgegangen. Ich hatte es eilig, denn ich lag schon mehr als eine Stunde hinter meinem Tagesplan. Also bin ich nicht zu Fuß gegangen, sondern habe das Fahrrad zum 3,5 Kilometer entfernten Sportstudio genommen. (Ich war bis vor Kurzem ein bekennender Gegner einer solchen Institution, schätze jedoch mittlerweile die Unterstützung, die ich erhalte, den inneren Schweinehund zu überwinden.) An der kleinen Holzbrücke über die Agger kam mir eine Dame entgegen: „Platz genug für uns beide, denn wir sind ja nicht dick!", rief sie mir entgegen. „Ich schon, ich habe Zeit", war meine lakonische und in diesem Augenblick auch ehrliche Antwort. Und so wartete ich die paar Sekunden, bis sie selber und bis dann auch noch die alte Dame, wie sie ihren Hund liebevoll nannte, die Brücke passiert hatte. Es entspann sich ein Gespräch, das typisch ist für ein gemeinsames Warten an der Fleischtheke, der Kasse im Supermarkt oder dem Geldautomaten, ein Gespräch, wie man es auch an jeder roten Ampel führen sollte. Wieder einmal hatte mir der liebe Gott einen Pausensnack zugeworfen und ich hatte das Glück, das wahrzunehmen. DANKE.
Hier führt die kleine Holzbrücke über die Agger: