Nur der Wecker will heute in meinem Zimmer aufstehen. Keine Verabredung zum Frühstück mit Manni, lässt mich den Schlendrian richtig ausleben.
Das Gästehaus in dem ich mein Zimmer habe, hat einen eigenen kleinen Frühstücksraum, der von der Dame betreut wird, die mir in der Generationskette noch fehlt. Ich zähle die Anzahl der Tassen Kaffee lieber nicht, doch sie zeigen ihren Erfolg. Der Rucksack ist nun schnell gepackt und es geht ab auf den Weg.
Im Wallfahrtsort Klausen lockt ein Kloster Café. Den Einkehrschwung nach rechts mache ich gerne. Die Entscheidung draußen oder drinnen fällt für drinnen aus. Ein noch warmer Apfelkuchen wird mir von dem netten Herrn angepriesen. „Aber bitte mit Sahne“ rufe ich noch hinterher, als er in der Küche verschwindet. Als dann Kaffee und Kuchen von meinem Tellerchen verschwunden ist, kommt der Gastgeber mit leicht fragendem Blick auf mich zu : „Kennen wir uns?“ Und er nennt den Namen einer Firma, bei der ich vor 25 Jahren beschäftigt war. Ich nicke und nenne nunmehr meinen Namen. Auf Anraten seiner Frau kredenzt er mir einen Wiedersehesstrunk. Ich darf zwischen selbstausbeautem Sherry und Port wählen. Der Sherry scheint mir für die Tageszeit angebrachter zu sein. Die alte berufliche Zeit ist mit zwei Sätzen hinreichend gewürdigt. Er berichtet, dass er zusammen mit Frau und Kindern hier ein Weingut aufbaut und vor einem Jahr das Klostergut gekauft hat. Heute bewirtschaften sie schon 45 Hecktar, alles in Steillage. Das klingt nach mutigen Plänen, jedoch wirkt alles wohldurchdacht und professionell. Ich berichte etwas von meiner Pilgerleidenschaft und wo mich meine Pilgerfahrten bisher hingeführt haben. Ramona und Yvonne stecken ihre Nasen zur Türe herein und wechseln ein paar Worte mit unserer Gastgeberin. Unsere Sherrygläser so früh am Tag schrecken sie wohl ab hier Platz zu nehmen und auch in Bezug auf einen Pilgerstempel werden sie enttäuscht. Den gibt es hier noch nicht.
Meine Pause ist länger ausgefallen als üblich. Mein Rucksack bekommt mit dem aktuellem Newsletter des Klostergutes noch etwas Zuladung. Beschwingt mache ich mich nach einer gebührlichen Verabschiedung auf den Weg. Mein Kopf hat wieder Nahrung, denn alte berufliche Geschichten sind wach geworden und wollen im Geiste neu sortiert werden. Da können Markierungen für den Weg schon einmal zweitrangig sein. Als ich an einer Weggabelung etwas ratlos eine Markierung suche, schickt ein nettes Ehepaar mich zurück auf dem Mosel – Camino. Und so gelange ich ohne weitere Schlenker nach Klüsserath. Der Ortsplan wird gezückt und problemlos finde ich das Gästehaus des Ehepaares Lex. Die Gastgeberin erzählt von zwei Pilgerinnen, die vor kurzem angerufen haben und die sie bei ihrer Schwester untergebracht hat. Auf meine Bitte, dort anzurufen schaut sie erst verwundert, dann wirft sie einen Blick auf die Uhr (ihre Schwester muss um 16:00 Uhr weg, erklärt sie mir) und greift zum Telefonhörer. Ich bekomme meine Pilgerbekanntschaften an die Strippe und wir verabreden uns für das Abendessen.
Nun gehöre ich quasi zur Familie und bekomme einen Pflaumenkuchen angeboten. Am Tisch im Esszimmer sitzen ihr Mann und zwei Ehepaare, die hier schon seit Jahren Urlaub machen. Ich erspähe neben dem Pflaumenkuchen auch noch einen kalten Hund. Den habe ich seit Jahrzehnten nicht mehr auf der Kuchengaben gehabt.
Zur verabredeten Wirtschaft, darf ich einmal durch das ganze Dorf laufen.
In der Staußenwirtschaft kommt dann noch aus reinem Zufall Fritz zu unserer fröhlichen Runde dazu.
Meinen Pilgerstempel bekomme ich heute in dem Krippenmuseum:
Mehr Information zumr Pension „Hildegard Lex" unter: http://www.mosel-reisefuehrer.de
Die Etappenkarte von Osann-Monzel, Weingut und Gästehaus Zur Traube nach Klüsserath, Pension Hildegard Lex
Weitere Information auf der Seite: http://www.wanderkompass.de/Deutschland/mosel-camino-etappe-6.html