Heute beginnt der Tag um 6:00 Uhr. Leise steht das italienische Ehepaar auf. Trotz heftigem Schnarchen aus Australien habe ich gut und genug geschlafen. Beim Einschlafen half das bewährte „Schäfchenzählen“. Das Chaos in der winzigen Küche bleibt aus, es ist genug für alle da. Mit 2,5 Litern Wasser und meinem Australier im Schlepptau breche ich auf. Ein Stopp bei der ersten geöffneten Bar auf einen Café con leche passt uns beiden in den Tagesplan. Dann geht es etwa eine Stunde an der Straße entlang. Als wir an einem Abzweig nach den gelben Pfeilen suchen, kommt uns das italienische Ehrepaar entgegen. Sie waren auf dem falschen Weg unterwegs. Gemeinsam finden wir den nächsten Pfeil. Der Weg ist recht schön, aber oft ausgewaschen, und er erfordert Konzentration. Nach einer langen Weile geht es wieder auf der Straße weiter. Eine Stunde Asphalt folgt. Den ganzen Tag bin ich in Sandalen gelaufen. Die Wanderschuhe ziehen ganz schön am Rucksack. Am Ortseingang von Castilblanco de los Arroyos lockt ein nobles Hotel. Ich bin versucht dazubleiben, aber dann wäre ich allein. Ich stimme den Australier nicht um und gehe mit ihm zusammen zur Herberge. Der Hospitalero macht uns für morgen ein Taxi schmackhaft und organisiert es für 7:30 Uhr. Schon um 13:00 Uhr bin ich geduscht und mache mich auf den Weg in die nächste Bar, um einen Café con leche zu trinken. Ich habe zwar Kaffeepulver dabei, aber den Euro für den Service, ihn gebracht zu bekommen, gönne ich mir. Wie gefährlich der Weg heute war, erfahre ich von der jungen Holländerin. Ihre Mutter ist mit dem Fuß umgeknickt und zwar so schlimm, dass sie ins Krankenhaus musste. Bei mir ist jetzt Siesta angesagt. Die Restaurantfrage für den Abend kann warten. Die drei süßen Gebäckstücke vom Frühstückstisch reichen erst einmal. Bei dem heißen Wetter hier bin ich gar nicht hungrig.
Die Zwischenbilanz des Stepcounters zeigt 27.852 Schritte oder 20,9 Kilometer an. Körperlich ist alles bei mir in Ordnung, nur die Fußsohlen brennen. Morgen sind also wieder die Wanderschuhe dran.
Mit dem Australier mache ich eine Runde durch den Ort. Eine Bar ist noch offen für einen Café con leche. Dann schließt auch diese und der ganze Ort hält Mittagsschlaf. Wir finden einen Platz im Schatten, um auf das Öffnen der Läden zu warten. So schlecht Alan laufen kann, reden kann er über viele Themen. Dann geht jeder seiner Wege. Wir treffen uns wieder in der Herberge und laufen zusammen zurück ins Stadtzentrum. Alan ist weit gereist und sehr belesen. Er teilt sein Wissen gern mit mir und ich bin ein geduldiger Zuhörer. Das Abendessen ist wieder gut und mit acht Euro inklusive meines Wassers recht günstig. In der Herberge erfahre ich, dass die Mutter der holländischen Pilgerin gerade jetzt in Sevilla operiert wird. Der Camino ist also doch gefährlich. Mein Stepcounter bleibt bei 34.830 Schritten stehen.
Albergue de Peregrinos in Castilblanco de los Arroyos in der Calle La Tenada
Hier die Karte meines zweiten Pilgertages am 29. April von Guillena, Albergue Luz del Camino nach Castilblanco de los Arroyos, Albergue de Peregrinos in der Calle La Tenada