So viel mich auch an Alan stört, es ist gut, mit jemandem zusammen zu gehen. Heute weckt er mich gegen 7:00 Uhr durch sein Packen. Er ist fast fertig, den Vorsprung kann ich nicht ganz aufholen. Die Bar für das Frühstück haben wir gestern schon ausgesucht. Nur 1,50 Euro will der Wirt von uns pro Person haben. Dann machen wir uns auf den Weg, eine fast immer breite, leicht zu gehende Schotterpiste. Nach zwölf Kilometern gibt es die im Pilgerführer verzeichnete Einkehrmöglichkeit wirklich. Ein Café con leche und ein Agua con gas erfrischen mich von innen. Die letzten zehn Kilometer verläuft der Camino teilweise neben, teilweise auf der wenig befahrenen Straße. Dann geht er auf den letzten Metern wieder in einen Schotterweg über. Ich kann Alan überreden, in einem einfachen Hotel einzuchecken. Für 25 Euro haben wir jeder ein Einzelzimmer mit Bad, ein Pilgermenü und ein Frühstück. Das ist auch nur fünf Euro teurer als die Übernachtung und das Essen gestern. Das Hotel ist sehr einfach, aber sauber. Ich bin auf das Abendessen gespannt. Auf der Terrasse weht eine leichte Brise, mein Mineralwasser steht vor mir und gleich kommt der Pilgerführer für morgen dran. Der Tacho bleibt auf 22,8 Kilometern oder 30.472 Schritten stehen, die ich in fünf Stunden und zwölf Minuten reiner Gehzeit absolviert habe. Heute wird wohl nicht noch viel hinzukommen. Morgen ist die Strecke bis Fuente de Cantos nur 600 Meter länger als die Strecke heute. Dafür dürfen wir morgen noch durch Monesterio gehen, das Stück ist auch noch ca. einen Kilometer lang. Alan kommt und verbessert mein passives Englisch. Doch lange hält er das Stillsitzen und Nichtstun nicht aus. Er geht in den Ort, um zu sehen, ob die Geschäfte geöffnet haben und ob er hier die Schuhe bekommt, nach denen er schon die letzten Tage immer auf der Jagd ist. Ich gönne mir ein weiteres Wasser und genieße die Ruhe auf der schattigen Terrasse. Im Hintergrund plätschert eine Unterhaltung von ein paar Herren auf Spanisch. Einige Worte kann ich aufschnappen. Die Siesta dehne ich bis 17:00 Uhr aus. Ich treffe einen deutschen Pilger, der die beiden letzten Etappen in einem Stück gegangen ist. Letztes Jahr hätte ich das wohl auch gemacht. Dieses Jahr fehlt mir die Kondition dafür. Spontan erzählt er, dass dieses sein letzter Camino ist und ich fasse meine Überlegungen diesbezüglich so zusammen: „Meiner auch.“ Er ist letztes Jahr in fünf Wochen den Weg von München nach Venedig gegangen, was immer noch einer meiner Träume ist. Der Pilgerführer dazu liegt schon seit fünf Jahren in meinem Schrank.
Alan auf dem Weg
Hier die Karte meines fünften Pilgertages am 2. Mai von El Real de la Jara, Albergue Alojamiento del Peregrino nach Monesterio, Hotel Moya