Mein Magen rebelliert heute Nacht. Ich tippe auf den gegrillten Fisch. Zu allem Überfluss bricht eine erste Runde allgemeiner Unruhe bereits um 5:30 Uhr aus. Drei Radfahrer sind gestern Abend noch in unserem Schlafraum einquartiert worden. Um 6:30 Uhr stehe ich auf, lasse das Packen erst einmal und gehe frühstücken. Das scheint meinem Magen zu bekommen. Dann ist Packen angesagt, ich schleppe immer noch die Sandalen mit mir herum. „Loslassen“ war doch eines der wichtigsten Worte meines ersten Caminos. Wenn die Bergschuhe nicht durchhalten sollten, wird es eine Lösung geben. Sich Tag für Tag für diesen Eventualfall abzuschleppen, macht keinen Sinn. Die 22 Kilometer, die mein Tacho angibt, sind anstrengend. Es geht immer geradeaus. Schotterpisten sind der häufigste Untergrund. Ab und an nebelt uns ein Auto in einer Staubwolke ein. Die Herberge nach 12 bis 13 Kilometern verpassen wir und damit auch eine Pause. In Villafranca de los Barros schütte ich erst einmal zwei alkoholfreie Biere in mich hinein. Die Lebensgeister sind wieder geweckt. Nur 150 Meter weiter steht die für heute reservierte Herberge. Wir treffen es gut an. Nach dem Pflichtprogramm braue ich mir einen Tee. Die Wäsche kann derweilen in der Sonne trocknen. Gestern hatte ich nur kleine Wäsche, da hat sich viel angesammelt. Der Tacho steht bei fünf Stunden und neun Minuten Gehzeit und bei 29.683 Schritten, was 22,3 Kilometer ergibt. Eine kurze Runde mit Alan durch die Stadt schließt sich an, dann trennen wir uns und ich halte erst einmal Mittagsschlaf. Um 19:00 Uhr weckt mich Alan, er hat sich nach Bus und Taxi erkundigt. Gut, dass er so gut Spanisch spricht. Auch hat er mir zwei Bananen mitgebracht, das ist Fürsorge unter Pilgerfreunden. Ich drehe mit ihm eine Runde durch die Stadt, um einen Supermarkt zu finden. Trockene Kekse und Limonade nebst drei Bananen sind mein Abendbrot, das mir offensichtlich gut bekommt. Die Frage, ob ich den Bus bzw. das Taxi nehme oder die 27 Kilometer laufe, werde ich morgen früh beantworten. Derzeit ist mir und meinem Magen immer noch danach zumute.
Die Kirche in Villafranca de los Barros
Hier die Karte meines achten Pilgertages am 5. Mai von Zafra, Albergue Convento De San Francisco nach Villafranca de los Barros, Albergue El Carmen