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Um fünf nach sieben wache ich ganz von allein auf und bin sofort hellwach. Ich bin von mir beeindruckt. Beim Frühstück treffe ich dann eine große Gruppe Franzosen an – soll ich doch das Reststück des Caminos durch Frankreich als nächste Tour planen?


Gepackt ist schnell, die Routine hat sich schon eingestellt. Rechts schwenk hinaus aus dem Hotel zum Rathaus, denn laut Führer beginnt dort der Weg heute für mich. Ich schaffe es, meiner Tradition treu zu bleiben, mich beim Verlassen von Städten zu verlaufen, mache eine schöne Runde durch Brühl und sehe auch noch das Schloss, das ich gestern verpasst habe. Eine Dreiviertelstunde später bin ich wieder vor dem Hotel und versuche mal die andere Richtung. Ein Flehen sende ich an alle, die die Wege so liebevoll markieren: Bitte die Muschel in Richtung Santiago anbringen! Auch die blauen oder roten Pfeile mit einem Kringel für den Rückweg, die ich in Spanien gesehen habe, hätten mir diese Ehrenrunde erspart. Mein Weltverbesserungseifer kommt durch und ich plane Mails und Faxe an alle Jakobsgesellschaften und die Touristenbüros. Gott sei Dank, dieser Anfall geht schnell vorbei. Trotz der geplanten 28 Kilometer für heute stecke ich den Schlenker mental gut weg und meine Stimmung ist perfekt.


In Badorf, einem kleinen Örtchen, stolpere ich über ein Lädchen, wie ich es mir in jedem Dorf hier am Weg wünsche. Ich schwenke ein, fülle mein Wasser auf und trinke einen Kaffee, denn wir kommen ins Erzählen. Beim Abmarsch bekomme ich zwei Bananen und einen Apfel geschenkt. Weiß es der Herr oder ahnt er es nur, dass ich bis Euskirchen keinen Laden mehr finden werde? Die halbe Stunde hat mich aufgetankt. Mir fällt in Weilerswist auf, dass ich lange keinen Stempel mehr in meinen Pilgerpass bekommen habe. Die meisten Kirchen sind zwar offen, aber ich mag nach dem Stempel nicht herumfragen. Der Blumenladen letztens neben der Kirche kommt mir als positive Erinnerung in den Sinn. Da war an der Kirche im Schaukasten ein Hinweis, dass es im Blumenladen nebenan den Pilgerstempel gibt.


Nach Weilerswist geht der Weg immer schön an der Erft entlang, doch die 14 Kilometer ziehen sich. Ich denke an die Meseta und den Gang mit Lijgien, als wir beide einträchtig nebeneinander, mit unseren Stöcken klappernd, einhergezogen sind. An der nächsten Bank hole ich meine Stöcke heraus und schon geht es besser.
In Euskirchen gestaltet sich die Frage nach dem Hotel einfach: Beim Café am Markt, wo ich meine Lebensgeister wieder erwecke, frage ich den Wirt und der hat einen super Tipp parat. Das Pflichtprogramm Dusche, Fußpflege und Wäsche ist schnell erledigt. Dann scheitere ich beim Versuch, eine Nichtrauchergaststätte zu finden. Ich lande schließlich durch Zufall in dem Restaurant, das der Hotelier mir für das Abendessen empfohlen hatte. Dafür kenne ich jetzt auch die Innenstadt von Euskirchen.


Nach dem Essen erwische ich mich in dem seligen Zustand, nichts zu denken, nur zu sein. Passend dazu schlage ich im „Peace"-Büchlein das Kapitel „The River of Feelings" auf.

Stolpersteine in Brühl auf der Etappe Brühl → Euskirchen

Stolpersteine in Brühl auf der Etappe Brühl → Euskirchen

Hier der Start- und der Endpunkt der Etappe am 17. September von Brühl, Hotel am Stern über Brühl-Badorf und Weilerswist nach Euskirchen, Hotel Regent.

 

Mehr Information zu dieser Etappe auch auf fernwege.de:

http://www.fernwege.de/d/jakobsweg/koeln-schengen/002/index.html

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