Gestern waren wir zu müde, um noch zu planen, wie weit es heute gehen soll. Doch es liegen dreißig Kilometer in der Luft. Heute Abend werden wir es wissen. Zunächst gibt es zwei Kaffee. Gestern waren wir zu faul, noch zum Bäcker zu laufen. Also gibt es die Croissants nachher aus der Hand, wenn wir beim Bäcker vorbeigehen.
Die ersten zwei Stunden spulen wir an der Straße ab. In Enquin-les-Mines finden wir eine geöffnete Mairie und gegenüber eine Bar. Etwas auszuruhen bei einem Kaffee, tut gut. Die Sonne meint es heute sehr gut mit uns. Einen Wegweiser für die Via Francigena haben wir heute auch noch nicht gesehen. Es geht jetzt auf asphaltierten landwirtschaftlichen Wegen weiter durch die Kornfelder. Dann taucht der erste Via-Francigena-Wegweiser seit Tagen auf und wir laufen auf einem Feldweg weiter. Leider nur zwei Kilometer, dann hat uns die Straße wieder. Zum Glück taucht ein Café auf, in dem wir uns stärken können. Michelles Mobile Phone hat seinen Geist aufgegeben. Meins hat mir gestern beunruhigende Informationen aus der Heimat herüberschwappen lassen. Mal sehen, was Katharina heute Abend dazu sagt.
Gegen Mittag kommen wir in einem schönen Ort an. In der Kirche entzünde ich meine Kerze. Eine nette Auberge hat leider noch geschlossen und es ist auch zu früh am Tage, um jetzt schon den Feierabend einzuläuten. Erst im nächsten Ort finden wir eine geöffnete Bäckerei und ein Café. Eine ausgiebige Pause mit der Planung für den heutigen Nachmittag schließt sich an. Wenn alles klappt, sind wir um halb sieben in unserem Zielort Bruay-la-Buissière.
Unsere Berechnung stimmt, drei Minuten nach halb sieben schwenken wir in eine Bar in der Stadtmitte von Bruay-la-Buissière ein. Hinweisschilder auf Hotels haben wir noch nicht gesehen, doch uns ist sehr nach einer schönen Dusche und gutem Essen zumute. In der Bar erfahren wir, dass es einen Kilometer weiter auf der rechten Seite ein Hotel geben soll. Es erweist sich, dass dieses Hotel heute Ruhetag hat. Wir fragen herum und dürfen einen weiteren Kilometer stadtauswärts in ein Industriegebiet laufen. Da bekommen wir ein gutes Zimmer, aber das Hotel hat kein Restaurant. Also gibt es für mich nur ein Sandwich in einem Restaurant einer internationalen Schnellimbisskette, denn hier im Industriegebiet gibt es leider kein schönes Restaurant. Michelle ist zu kaputt, um das Zimmer noch einmal zu verlassen, und verzichtet auf ein Abendessen.
Es sind wohl vierzig Kilometer, die wir heute gelaufen sind. Mal sehen, was uns der Tag morgen bringt.