Schon kurz vor sieben ist der Kaffee durchgelaufen und der Frühstückstisch gedeckt. Die Schweizer Damen sitzen jetzt schon im Bus in Richtung Heimat. Sie waren sehr leise um kurz nach fünf, als sie aufgestanden sind. Es hat aufgehört zu regnen. Mal sehen, ob wir die gewonnene Ruhe der letzten Tage auch bei einer 34-Kilometer-Etappe behalten. Nach zehn Kilometern Straße sehen wir links ein Via-Zeichen in einen Waldweg weisen. Wir folgen ihm, das ist aber das letzte Zeichen für die nächsten zwei Stunden. Per Kompass finden wir aus dem Wald und landen in Gezier. Hier will uns auch der Führer hin haben. Michelles iPhone zeigt einen anderen Weg als der Führer und die Zeichen, die jetzt wieder aufgetaucht sind, weisen noch in einen anderen Ort. Genau für diesen Abschnitt habe ich aufgrund eines Zahlendrehers beim Bestellen der Karten keine Karte. Wir finden eine Bank vor dem Friedhof und machen erst einmal unsere Mittagspause. Die Glocken der Kirche schlagen zwölf Uhr. Von den drei Wegoptionen wählen wir die im Führer beschriebene. Im nächsten Ort lockt ein nobles Hotel, doch für uns sind es heute noch ca. zwanzig Kilometer. Aber einen Kaffee genehmigen wir uns. Es ist erst halb zwei. Bei unserem heutigen Tempo sind wir noch fünf Stunden unterwegs. Einen Trost gibt es: Jetzt stimmt der im Führer beschriebene Weg mit dem markierten Weg überein. Außerdem gibt es zu dem ziemlich überteuerten Kaffee feines Gebäck. Was macht es da, dass wir in einer Nische neben der Rezeption abgefertigt werden, weil wir für das Restaurant wohl nicht fein genug gekleidet sind. Dabei hat jedes unserer zugegebenermaßen derzeit zerknautschten Kleidungsstücke ein kleines Vermögen gekostet. Der weitere Weg ist einfach, da wir nur den gelben Pfeilen folgen müssen. Im Industriegebiet von Besançon machen wir vor einer Bar noch einmal Pause in der Sonne, die uns auch heute wieder verwöhnt. In Besançon angekommen, stellen wir fest, dass gerade ein Musical-Festival stattfindet und die ganze Stadt ausgebucht ist. Nach dem siebenten Versuch landen wir im „Hôtel de Paris" im letzten freien Nobelzimmer. Das wird die teuerste Nacht, die wir auf der Via hatten. Trotz der 52.393 Schritte sind wir noch munter genug, uns in den Trubel der Stadt zu werfen und uns ein schönes Abendessen zu genehmigen.
Altes Bauernhaus auf der Etappe Gy → Besançon