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Cover Lächeln Säen Lächeln erntenIch gehöre zu den Menschen, die eine sehr umfangreiche Bandbreite von Gefühlszuständen ihr Eigen nennen dürfen. Es gibt Tage an denen ich mit beiden Beinen gleichzeitig aus dem Bett springe ohne dem Wecker eine Chance zu geben tätig zu werden. Und dann gibt es die Tage, wo ich einen lahmen Arm davon bekommen das lärmende Etwas auf meinem Nachtisch für einige Minuten zum Schweigen zu bringen. Die Bettdecke gibt dann nur Millimeterweise meine Nasenspitze frei.

„You made my day" – schrieb mir eine Pilgerfreundin aus Florida des öfteren. An diesen Tagen hatte ich wohl in meiner Gute Nacht Mail / Ihrer Morgen Mail den „richtigen" Nerv getroffen. Von ihr habe ich auch das Buch „Peace Is Every Step: The Path of Mindfulness in Everyday Life" von Thích Nhất Hạnh geschenkt bekommen. Die deutsche Ausgabe trägt den Titel: „Ich pflanze ein Lächeln: Der Weg der Achtsamkeit". Das Buch von Michelle habe ich ungefähr 2.000 Kilometer über unterschiedliche Pilgerwege in Europa getragen. Zu Hause habe ich mir die bequeme Sofa - Variante, das Hörbuch zu Gemüte geführt.

Das das Lächeln zu mir gehört, beschreibt eine Aussage meiner Kollegin Dagmar vor vielen Jahren: „Wenn Hermann nicht mehr lächelt, ist es ganz ernst".

Beruflich gelang es mir meistens die richtige Mischung zwischen Pausenclown und ernstem Businessmann hinzubekommen.

Nun als Unruheständler habe ich mich erst einmal in virtuellen Welten verloren. Das Buch „Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen" von Manfred Spitzer hat dazu beigetragen, dass ich aufgewacht bin. In der digitalen Welt mag es zwar auch mal lustig einhergehen, doch das Lächeln eines Gegenübers das mir ein Lächeln aufs Gesicht zaubert oder gar zu einem herzhaften Lachanfall führt, fehlt. Ein Lächeln, ein kleiner nebensächlicher Plausch findet nur im realen Leben statt. Und er kommt bei einem Fußgänger viel häufiger vor als bei einem Autofahrer. Heute blieb ich in Honrath an einem Garten stehen und freute mich an den schönen roten Rosen. Eine wahre Pracht. Und schon tauchte hinter der Hecke der Rosengärtner auf. Meine Freude an den prachtvollen Rosen erfüllten den Rosenliebhaber mit sichtlichem Stolz. Schon ein paar Ecken weiter rief es durch eine dichte Hecke „Guten Tag". Selbstverständlich blieb ich stehen, versuchte die dichte Hecke zu durchblicken um zu klären ob ich die Damen kennen müsste und grüßte automatisch zurück. „Danke, dass sie zurückgrüßen" klang es durch die dichten Zweige. An einem Haus in Stumpf freue ich mich beim Vorbeigehen immer über einen wunderbaren Briefkasten, ein kleines Fachwerkhaus, ein kleines Kunstwerk. Heute war der Erbauer auf seiner Hofeinfahrt beim Wagenwaschen. Und so konnte ich meine Freue an dem kleinen Kunstwerk in Worte fassen. Ich irre mich wohl nicht, wenn ich sage, dass dem Herrn mein Lob gut tat.

Ich habe auf meinen Wanderungen und Pilgerfahrten gelernt in Kontakt mit meiner Umwelt zu treten. Die Mär, dass Männer nicht nach dem Weg fragen können ist entweder unwahr oder ich bin kein Mann. Ungefähr 1.000 Kilometer bin ich mit meiner Pilgerfreundin Michelle aus Florida durch Frankreich gelaufen. Sie hatte die Elektronik, ich die Karte und mein Mundwerk. Den Wettlauf habe fast immer ich gewonnen. Vor allem Dingen dann, wenn wir mitten im Wald keinen Empfang hatten oder der Akku ihres elektronischen Helfers leer war. Zurück bis zum letzten Haus gehen und dann auch noch auf einen Bayern treffen, ist eine Geschichte, die ich später erzählen werde.

Als ich mit einer Pilgerin im Tochteralter auf einer Bank mit Blick auf den Atlantik saß, sprachen wir über das Sammeln. Sie sammelt Münzen und noch andere Dinge. Ich gab zu verstehen, dass ich als Jugendlicher einmal Bierdeckel gesammelt habe, die Briefmarkensammlung meines Vater an Bethel gespendet habe, also nichts mehr sammeln würde. „Doch" sagte Katrin, „Du sammelst Geschichten". Das war auf meinem Camino del Norte im Jahre 2013. Jetzt scheint der Zeitpunkt gekommen zu sein, die eine oder andere Geschichte nicht nur bei meinen Wanderungen mit meinen Wanderkollegen zu teilen, sondern die durch mehrmaliges Erzählen geschmeidig gewordenen Geschichten aufzuschreiben. Zum Stichwort „geschmeidiger erzählen" kann ich ein heute noch den Widerhall meines Lachens mitten im Lohmarer Wald hören. Auf einer unserer kleinen (ca. 30 km) Tageswanderungen erzählte mir mein Freund Ulrich, dass er die Erlebnisse seiner letzten Reise in das Script seines Buches eingepflegt hat. Er gab es seiner Frau und erntete den Kommentar: „Das war doch gar nicht so" - „so erzählt es sich aber besser" konterte er schlagfertig.

Ich versichere, dass alle Geschichten einen wahren Ursprung haben. In Kenntnis meiner Phantasie möchte ich eine gewisse Verselbstständigung nicht ausschließen.

Eine Ordnung dagegen hat diese Geschichtensammlung nicht, es sei den man lässt die zufällige Reihenfolge in der sie mir in den Kopf gekommen sind, als Ordnung zu.

Den Mut hieraus ein Büchlein zu machen nehme ich aus einer Bemerkung meiner Pilgertochter Mel aus Nürnberg: „Ich mag wie Du schreibst“.

Meine Freundin Christiane aus Norderstedt fand folgende Worte für mich und sie seien stellvertretend für alle guten Wünsche meiner Freunde genannt: „Für dein neues Buchprojekt wünsche ich Dir Phantasie und Geduld mit Dir selber."

Dieses Buchprojekt verfolge ich mit dem mir lieb gewordenem „Luxus der Langsamkeit“. Ein Bekannter verband mit dem Wort „Langsamkeit“ nicht das Positive, was es für mich ist. Wer ähnlich empfindet, ist vielleicht zufriedener wenn ich formulieren würde: „Ich verfolge das Projekt mit aller Gemütlichkeit.“ Doch das trifft es für mich wiederum nicht so ganz. Auf dem Sofa liegend eine CD zu hören oder auf einer Bank mit Blick auf das Naafbachtal in der Sonne zu sitzen, verbinde ich mit Gemütlichkeit.

Die Worte zu Sätzen am PC zusammenzufügen macht mir viel Spaß, doch gemütlich ist mein Schreibtischstuhl nicht.


Wie dem auch sei.


Wahlscheid im Januar 2018

 

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