Prolog Via Francigena 2012: Planung für die Fortsetzung der Pilgerfahrt
Diesmal hatten wir langfristiger das Datum für die Fortsetzung unserer Pilgerfahrt auf der Via Francigena ab Tergnier festgelegt. Und auch der Zielort stand bald fest: Lausanne. Offen blieb die Frage, wie lange wir für den Weg brauchen. Wir hatten uns ehrgeizige Ziele gesetzt.
Donnerstag, 30. August: Bald geht’s weiter
Vor Wochen haben wir das Datum festgelegt: Am 3. September 2012 werden wir uns in Tergnier treffen. Bis nach Lausanne wollen wir dieses Jahr in ca. vier Wochen kommen. Dann sind es im nächsten Jahr nur noch 1.141 Kilometer bis Rom. Die Kurzzeitpflege im Altenheim Wahlscheid für meine Mutter ist organisiert. Michelle schreibt, dass ihr Rucksack fertig gepackt ist, sie aber noch nicht den großen Drang hat loszugehen: „I am packed and I am ready to walk out the door. I dont want to leave home at the moment but I know once I walk onto the airplane I will be ready."
Mein Rucksack hängt noch im Keller. Im Kopf bin ich die Packliste schon ein paarmal durchgegangen. Es wird schon alles da sein, was ich in den vier Wochen brauche, und es gibt ja auch Läden in den Orten, durch die wir kommen. Die Gelassenheit, die ich mir auf meinen Caminos erpilgert habe, ist hoffentlich nicht übermäßig groß geworden. Eine Erfahrung vom letzten Jahr auf der Via Francigena scheint tief zu sitzen: das häufige Verlaufen. Diesmal habe ich 1,2 Kilogramm Karten und Führer dabei. Die gute Aussicht ist, dass jede durchlaufene Karte vor Ort bleiben darf, die 1,2 Kilo sich also langsam abbauen werden.
Mein Freund Tino fragte mich heute kopfschüttelnd, warum denn Michelle aus Florida hier herüberfliege, ob es denn keine Wege in den USA gebe? Meine spontane Antwort war: Die christlichen Pilgerwege verlaufen alle hier in good old Europe. Ich habe die Frage an Michelle weitergereicht. Hier ihre Antwort:
„The reason I love good old Europe is that it is beautiful with lots of history. Who wants to stay in their own backyard.
I love the different people and languages and food. Magical. I love the Germans most of all. Sweet, kind people."
Meine Freundin Ute hat mir noch die Aufgabe in den Rucksack gelegt, einen kleinen Artikel zum Thema „Pilgern" für ihre Homepage zu schreiben. Völlig freiwillig, und wenn ich keine Kraft oder Lust dazu habe, darf ich es auch lassen. Mir ist der Gedanke gekommen, den Artikel unterwegs auf der Via zusammen mit Michelle wachsen zu lassen.
Sonntag, 2. September: Nur noch einmal schlafen
Der Rucksack ist gepackt und er bringt ohne Wasser und Picknick 8,5 Kilogramm auf die Waage.
Heute lag noch ein Stein in Herzform mit der Inschrift „Friede" in meinem Briefkasten. Auch für ihn fand sich noch ein Plätzchen im Rucksack. Mal sehen, ob, und wenn ja, an wen ich den Frieden, den meine Freundin Ute mir mitgegeben hat, weiterreichen werde.